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Startup-VR: Herkulesaufgabe ohne Ruhm

Warum ein Startup-Verwaltungsrat mehr leisten muss als so mancher Konzern-VR und trotzdem kaum Aufmerksamkeit bekommt.


In der Theorie ist ein Verwaltungsrat das strategische Steuerorgan einer Aktiengesellschaft. In der Praxis ist er im Startup oft Krisenmanager, Interimscoach, Seelsorger, Investorenerklärer, Hausjurist und Last-Minute-Stratege in Personalunion. Während in grossen Unternehmen ein VR auf bestehende Prozesse, Reports und Expertenteams zählen kann, sitzt der Verwaltungsrat eines Startups oft auf einem wackligen Fundament mit kaum Ressourcen, unklaren Rollen und enormem Erwartungsdruck.


Und genau deshalb gilt: Ein Startup-Verwaltungsrat braucht mehr Skills, mehr Zeit und mehr Nerven als das Mandat in einem Top-Konzern.



Mehr Risiko, weniger Rückendeckung


Startups sind per Definition instabil: Es gibt keine etablierte Organisation, kein funktionierendes Controlling, kein eingespieltes Legal-Team. Entscheidungen müssen schnell, oft mit lückenhaften Informationen getroffen werden. Gleichzeitig ist der Handlungsspielraum des VR beschränkt, rechtlich wie faktisch. Trotzdem trägt er die Verantwortung.


Das Risiko ist real: Persönliche Haftung, Reputationsrisiken und massive Zielkonflikte gehören zur Tagesordnung. Wer hier "einfach nur" sein Mandat erfüllt, ohne hinzuschauen oder Fragen zu stellen, macht sich potenziell mitschuldig.



Ein Konzern-VR ist kein Massstab


In grossen Unternehmen sind VR-Sitzungen durchdekliniert: Vollständige Dossiers, klare Entscheidungsvorlagen, juristische Begleitung, professionelle Protokollführung, dezidierte Ausschüsse. Der VR agiert dort auf strategischer Flughöhe und kann sich auf funktionierende Strukturen verlassen.


Im Startup sieht das anders aus:

  • Es fehlen klare KPIs, saubere Finanzmodelle und belastbare Businesspläne.

  • Oft ist unklar, wer überhaupt was entscheidet – GL oder VR?

  • Governance wird nebenbei gemacht, weil operativ die Hütte brennt.

  • Der CEO ist vielleicht ein technisches Genie, aber kein Kommunikationsprofi.


Kurz: Der Verwaltungsrat muss Lücken füllen, nicht nur Lücken finden.


Die typischen Fallstricke im Startup-VR

  1. Informationsasymmetrie: Die GL ist operativ tief drin, der VR bekommt nur Ausschnitte. Ohne strukturierte Board-Pakete, monatliche Updates oder gutes Reporting fliegt der VR blind.

  2. Rollenkonflikte: Gerade wenn Investoren im VR sitzen, verschwimmen Interessen. Wer schützt die Gründer? Wer denkt ans Team? Wer wahrt die Zukunftsfähigkeit?

  3. Fehlende Struktur: Viele Startups haben kein funktionierendes Board Office. Keine klaren Prozesse für GV, Protokolle, Beschlussfassungen oder Dokumentation. Ein juristisches Minenfeld.

  4. Zu wenig Zeit und Commitment: Startup-VR-Mandate gelten oft als "Nebenjob". Doch die Realität zeigt: Wer seinen Pflichten gerecht werden will, muss tief einsteigen.


Was ein Startup wirklich braucht


Wer als VR-Mitglied in einem Startup Verantwortung übernimmt, sollte nicht nur einverstanden sein, sondern einsatzbereit. Und zwar mit:

  • Zeit – für regelmässige, intensive Auseinandersetzung mit Zahlen, Strategie, und Team.

  • Kompetenz – nicht nur Fachwissen, sondern auch Empathie, Pragmatismus und Konfliktfähigkeit.

  • Struktur – gute Governance-Tools, klare Rollenverteilung, gelebte Prozesse.

  • Unabhängigkeit – auch gegenüber Investoren, Gründern und operativer Hektik.

  • Support – durch ein funktionierendes Board Office und professionelle Begleitung bei rechtlichen und organisatorischen Themen.

  • Ein breites Netzwerk - Für Business und Fundraising Kontakte. Ein VR muss Türen öffnen können.

  • Skin in the Game - Der VR muss mit Name und oder Kapital für das Startup einstehen. Der VR muss bereit sein, seine Glaubwürdigkeit und seine Reputation in die Wagschale zu werfen.


Ein Startup-Verwaltungsratsmandat ist kein Karriere-Bonbon. Es ist ein anspruchsvoller, oft unterschätzter Job. Die Herausforderungen sind vielfältig, die Risiken real, aber auch der Impact ist enorm.


Wer bereit ist, wirklich Verantwortung zu übernehmen, kann ein Startup entscheidend voranbringen. Aber nur, wenn er nicht allein gelassen wird.


VULPES unterstützt Startup-VRs beim Aufbau funktionierender Governance-Strukturen, bei der operativen Umsetzung und bei rechtlichen und organisatorischen Aufgaben – damit Verantwortung auch wirksam wird.


ree

 
 
 

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